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Chronik

Historienforschung

Wann hatte das Schützenwesen in Essel seinen Ursprung? Eine simple Frage, auf die es weder eine einfache noch eine eindeutige Antwort gibt. Quellen, mit denen ein wissenschaftlicher Nachweis zu führen wäre, sind sehr rar. So existieren keine Urlunden oder andere geeignete vereinseigenen Unterlagen aus jener Zeit – dem frühen 19. Jahrhundert oder einer möglicherweise sogar noch länger zurückliegenden Epoche. 

Auch das Archiv der Stadt Recklinghausen führt keine originären Akten der Schützenvereine. Registereintragungen beim Amtsgericht reichen kaum hinter das späte 19. Jahrhundert zurück, so dass auch diese Quelle keinen Aufschluss über die Gründungszeit gibt. Mehr Informationen bietet das Archiv des Medienhauses Bauer. Der Zeitungsverlag wurde im Jahre 1831 gegründet, so dass weiter zurückliegende Ereignisse nicht recherchiert werden können. Gleichwohl ist festzuhalten, dass im Jahre 1834, genauer am 6. Juli,  ein Schützenfest in Essel stattfand. Ohne also mit Bestimmtheit sagen zu können, dass dies die tatsächliche Gründungszeit gewesen ist, handelt es sich nach derzeitigen Erkenntnissen um das älteste nachweisebare Schützenfest in Essel. Hierüber gibt eine Anzeige im Wochenblatt vom 26. Juni 1834  Auskunft. 

So beschloss die Generalversamlung am 22. Februar 2014, das Jahr 1834 als Gründungsjahr der Gilde festzulegen.

Zu Kaisers Zeiten

Im im Jahre 1870 fand ebenfalls ein Schützenfest statt. Bei der Erstellung der Festschrift  zum Schützenfest im Jahre 1984, dem fünfzigjährigen Juiläum nach Wiederbegründung, galt dieses noch als das älteste nachweisbare Schützenfest in Essel.

Dieses und die folgenden Kapitel dieser Darstellung – bis zum Jahrtausendwechsel – stammen aus der erwähnten Festschrift. Die Autoren beziehen sich hier auf verschiedene Literaturquellen und erzählte Chroniken.

Über den Verlauf des Schützenfestes 1870 erzählte im Jahre 1940 der damalige Zeitzeuge Witthöft. Demnach hatten damalige Schützenfeste bei weitem nicht den großen Rahmen, wie er heute üblich ist. Das kleine Zelt stand auf dem Grundstück, auf dem später die inzwischen seit Jahzehnten nicht mehr existente Dorfwirtschaft Pepping errichtet wurde.

Samstags, so die Chronik, sei man mit der Errichtung der Vogelstange angefangen. In der Gemeindesandgrube unweit des Kiesenfeldweges stand die Stange mit Vogel. Heinrich Hülsmann, der von „allen Künsten“ etwas verstand, schnitzte den Vogel aus einem mächtigen Weidenstamm. Hier darf auch die traditionell enge Verbindung zwischen Essel und Oer in Erinnerung gebracht werden. Dammann aus Recklinghausen lieferte die Büchse. Am Abend des ersten Festtages fand sich das ganze Dorf im mit Blumen und Grün geschmückten Zelt ein. Das Zelt wurde mit Petroleum und Öllampen erhellt. Ein großes Bierfass war aufgestellt, und man hockte um „rohe Tische” herum. Der Schützenwein brachte alle in fröhliche Stimmung. Er kostete ganze 15 Groschen. Sonntagmittag zog der alte König mit seinen Schützen zum ersten Vogelschießen in die Gemeindesandgrube aus. Jeder Fehlschuss des Königs musste mit einem Ohm Bier teuer bezahlt werden. Am Nachmittag war im Zelt “Harmonie” und abends “Tanz”. An diesem Sonntag kamen auch die Verwandten „ aus den sieben Dörfern“,  um den letzten Schinken der Esseler auszuprobieren. Am Montag begann dann das Königsschießen. Die Schützen mussten sich schon anstrengen, um den aus Weidenholz geschnitzten Vogel zu zermürben. Anschließend schossen die Thronanwärter. Im Jahre 1870 war Heinrich Herrenpoth der glückliche Schütze. Wie die Chronik weiter erzählt, soll er vor Aufregung ganz blass geworden sein, als der Vogelrest herabfiel. Allerdings soll, so nach einer kurzen Erwähnung, ein hinter der Hecke versteckter Scharfschütze gleichzeitig auf den Vogel geschossen haben …. Wie es auch gewesen sein mag, Heinrich Herrenpoth war neuer König und erwählte Auguste Markfeld geb. Ridder zur Königin. Er trug die wertvolle Schützenkette mit einem silbernen Herzen in der Mitte, auf dem die Namen der Königspaare eingraviert waren.

Die wertvolle Kette ist in der Besatzungszeit von den Franzosen entwendet worden. Bei der Königsparade fuhr das gekrönte Paar in einem Kutschwagen, der noch in Riemen hing und dem Bauern Kampmann gehörte. Nachmittags war “Musik” und abends “Königsball”. Der Dienstag gehörte den Frauen bei der “Kaffeevisite”, welche die Königin im Festzelt veranstaltete. Die Schützen trugen bei dem Festumzug auch die Bauernschaftsfahne, welche ebenfalls bei Hochzeiten mitgeführt wurde. Die Fahne gehörte den Markeninteressenten. Sie war bezahlt von dem Gelde, das einkam durch den Verkauf von Markenabsplissen, die bei der Aufteilung der Allmende nicht verteilt worden waren. Das kostbare Seidentuch für die Fahne stammte aus Münster. Im Jahre 1890 wurde die mittlerweile verbrauchte Fahne durch eine neue ersetzt. Der Schützenhut war noch nicht in Mode. Man trug den üblichen Bratenrock und eine blauseidene Kappe, um die ein weißes Leinenbändchen gezogen wurde. Nur der Major (der alte Herr Appelhoff) und die Offiziere trugen weiße Hosen.

Während das Schützenzelt noch stand, erklärte Frankreich Deutschland den Krieg. Viele Bauern mit ihren Söhnen, so die Chronik, wurden hinter dem Pflug weg zu den Fahnen gerufen. Der Schützenstock wurde mit dem Gewehr vertauscht. Nach dem letzten Schützenfest wurde es dann still um die Esseler Schützengilde.

Wiedergründung der Esseler Gilde 1934​

Essel feierte dann nach fast 70 Jahren zum Pfingstfest im Juli 1939 wieder ein Schützenfest, nachdem sich die Gilde am 17. Juni 1934 im „Feldhoffschen Saale“ wieder gegründet hatte. Vorsitzender wurde der Landwirt Josef Appelhoff. Zwei Kompanien konnten gebildet werden; eine 3.Kompanie im Jahre 1939. Im Jahre 1936 fand das Präsidentenschießen im Loh statt. Drei Tage, am 25., 26. und 27. Juli ging es hoch her.

Den Präsidentenschuss tat der Schützenbruder W. Ketteler, der sich zur Präsidentin Frau Feldhoff erkor. Aus der Chronik der Esseler Schützengilde entnehmen wir, dass am Pfingstsamstag, dem 25. Juli 1939, gegen 16:30 Uhr Böllerschüsse den Beginn des Schützenfestes anzeigten. Unter Vorantritt der Musikkapelle schritten die Schützen zum Kriegerehrenmal an der Esseler Straße und legten dort einen frischen, grünen Kranz nieder. Nach der Rückkehr wurde der Schützenvogel geholt und durch das Dorf getragen. Dann begann der Kameradschaftsabend im Festzelt. Am ersten Pfingsttag war Frühkonzert. Bei dieser Gelegenheit erinnerte der stellvertretende Gildenführer Stegemann an das letzte Schützenfest und an den letzten Schützenkönig Heinrich Herrenpoth und die Königin Auguste Markfeld. Er wandte sich an den Gildenführer Temme, der acht Tage zuvor  auch Scheibenkönig geworden war. Er ehrte zwei Mitbegründer der Gilde, Heinrich Lötte und Adolf Wunderlich. Um 15 Uhr formierte sich der Festzug und zog durch das Dorf. Viele Gäste hatten sich eingefunden. Am Pfingstmontag herrschte stürmisches Wetter.

 Der Sturm hatte den hohen Kugelfang umgeworfen. Man zog darum zum Schießstand im Johannistal. Schütze Gröning holte den Reichsapfel, Beckmann schoß dem Vogel das Zepter aus der Klaue, Theodor Wember raubte ihm die Krone, Buttler schoß die beiden Flügel weg, 21 Königsanwärter knallten auf den Rest. August Steins tat den Königsschuß und erwählte Frau Elisabeth Temme zur Schützenkönigin. Gegen 16 Uhr wurde das Königspaar feierlich eingeholt zur Krönung im Festzelt. Gildenführer Giesner aus Suderwich nahm die Ehrung vor.

Ganz Essel fand sich am Abend zum Königsball im Festzelt ein. Die Esseler Schützengilde hatte eine eigene Musikkapelle, die nicht nur auf dem Schützenfeste, sondern auch bei anderen Gelegenheiten ihre Weisen ertönen ließ. So nahm sie auch stets teil an dem Nikolauszug in der Stadt Recklinghausen.

Nachkriegszeit

Durch den Zweiten Weltkrieg wurde die Arbeit des Vereins unterbrochen. Im Jahre 1950 wurde vom Gildenführer Karl Temme, er war auf der Generalversammlung am 27. Januar 1935 gewählt worden, ein neuer Anfang mit zwei Kompanien beschlossen. Das erste Schützenfest nach dem zweiten Weltkrieg fand wieder zu Pfingsten, vom 6. bis zum 8. Juni 1953 statt. Hermann Stegemann löste August  Steins als König ab. Seine Königin wurde Frau Gertrud Steins. Damit endete die 14 jährige Regentschaft von August I, der sich als König der Gilde besonders verdient gemacht hat. Nach zwei Jahren, also im Jahre 1955, gab es zum Pfingstfest wieder ein Schützenfest, dieses Mal unter Mitwirkung des neu angegliederten Heimatvereins. Dadurch wurde eine noch engere Zusammengehörigkeit zwischen den Schützenkameraden und der übrigen Esseler Bevölkerung erreicht. Von nun an wurden die Schützenfeste alle zwei Jahre zu Pfingsten durchgeführt. 

Den Königsschuss tat auf diesem Schützenfest Theo Wember. Der neue König wählte Frau Maria Gröver zur Königin. Aus der Chronik entnehmen wir, dass der neue König veranlasst hat, dass in der Esseler Pfarrkirche Hl.Geist Totengedenktafeln für die Gefallenen der beiden Weltkriege angebracht wurden. Diese schöne Geste brachte dem neuen König die Sympathien der gesamten Bevölkerung ein.

Im Jahre 1957 gab es dann ein weiteres Schützenfest. August Steins tat am Pfingstmontag den erfolgreichen Schuss. Die Gilde bekam beim Vogelschießen erstmals einen Schützenkaiser. Damit wurde er der einzig regierende Schützenkaiser im Stadtgebiet Recklinghausen. August I. nahm sich Frau Mimi Ebbemann zur Gemahlin. Zum Jubiläumsschützenfest am 16.,17. und 18. Mai 1959, so die Chronik, sei das Schützenfest bei strömendem Regen im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen; der Vogel war beim dritten Schuss schon unten! Die Vogelstange war angesägt worden und mit einer Aluminiumlasche kaschiert. König Franz I. (Schnettger) nahm sich Maria II (Heine) zur Königin.

Beginn des 21. Jahrhunderts

Zum Schützenfest Pfingsten des Jahres 2000 haben die Schützenkameraden mit ihrem Gildenführer Theo Schürk anlässlich ihres Festes und der 850-Jahr Feier des Dorfes eine alte Tradition wieder aufleben lassen und einen zehn Meter hohen Schützenbaum am Festplatz an der Marfeldstraße aufgestellt. Auf Ehrentafeln sind hier alle Königs- und Kaiserpaare verewigt. Weiter lebte an diesem Schützenfest ein alter Brauch unter Schützenbrüdern Pfingstsonntag Nacht wieder auf. Im Festzelt hörte man am späten Abend die Kunde „ Der Vogel ist weg“. Natürlich war man auf dem Königsthron in großer Aufregung. Aber diese legte sich schnell, weil sich die Entführer des hölzernen Aars – dabei soll es sich um die benachbarte Gilde Berghausen/Röllinghausen gehandelt haben –  freiwillig stellten. Unter großem Jubel der Festteilnehmer wurde ihnen das „Lösegeld“ für die Beute ausgehändigt. Die fröhlichen Übeltäter kassierten 100 Biermarken und zwei Flaschen Sekt.

Die Generalversammlung, das höchste Organ des Vereins, beschloss im Jahre 2003 eine richtungssweisende, zukunftsorientierte Umstrukturierung der Gilde. Existierten bislang zwei Kompanien – die 1. mit dem traditionellen Einzugsgebiet “Dorf Essel” sowie die 2. mit dem Haupteinzugsgebiet der Lohwegsiedlung sowie Oer Erkenschwicks – wurden die beiden Kompanien unter dem Dach des Bataillions zusammengelegt. Die zunächst durchaus kontrovers diskutierte, aber letztlich mit 95 % der Stimmen beschlossene Satzungsänderung trug der nicht zuletzt altersbedingt unterschiedlichen Mitgliederentwicklung in den beiden Kompanien Rechnung. Die Zusammenlegung erwies sich sehr schnell als eine gute Entscheidung zum Wohle aller Mitglieder, denn an den Traditionen der beiden Kompanien konnten nun übergreifend alle Schützen  partizipieren. Die Auhebung der bisherigen Trennung führte zu einem noch größeren, auch generationenübergreifenden Zusammenhalt innerhalb der Gilde. Dies zeigt der gute Besuch der verinsinternen Veranstaltungen, aber auch die Rege Beteiligung an den Schützenfesten und Ausmärschen.  Um auch dauerhaft an beiden ehemaligen Kompaniestandorten Präsenz zu zeigen, wurde das “Haus Waldesruh” im Loh neben dem “Jugendheim” im Essel zum weiteren Bataillonslokal gewählt. Seit der Fusion der Kompanien zeichnet ein personell aufgestockter, zehnköpfiger Bataillonsvorstand Verantwortung für die Geschicke der Gilde.

Im Jahre 2009 feierte die BSG Essel ein besonderes Jubiläum, nämlich die zehnte Ausgabe der Esseler Oldie-Nacht, die seit 1989 jeweils am letzten Samstag im August auf dem Hof der Kornbrennerei Dörlemann ausgerichtet wird. Vor zwanzig Jahren von einzelnen Schützen quasi auf “privater” Basis aus der Taufe gehoben, avancierte die Esseler Oldie-Nacht sehr schnell zu einem weit über die Grenzen des Dorfes hinausgehenden Erfolgsmodell, das heute nicht mehr aus dem Vereinsleben wegzudenken ist. Bis bis zu 2.000 Gästen erfreuen sich alle zwei Jahre der  Open-Air-Veranstaltung in illuminierter Hofatmosphäre. So auch bei der Jubiläumsausgabe, als die Bands “Hi Five” aus Dortmund und “Subway” aus Düsseldorf bis zum frühen Morgen für Furore sorgten.

Zukunftsinvestitionen

Die BSG Essel investiert seit Jahren systematisch in ihre Zukunft. Wie in allen Vereinen geht es hierbei in erster Linie um eine gesunde Mitgliederstruktur und den dafür erforderlichen Nachwuchs. Deshalb genießt die Jugendarbeit einen hohen Stellenwert. Kinder und Jugendliche werden in der Jugendschießgruppe unter fachlich versierter Leitung systematisch und höchst verantwortungsvoll an den Schießsport herangeführt. Auch darüber hinausgehende Aktivitäten geben den Jugendlichen ein sinnvolles Angebot, Freizeit in Gemeinschaft zu erleben. Die Jugendschießgruppe besteht aus rund 20 Mitgliedern, während die Gilde im Jahre 2009 rund 200 volljährige Mitglieder zählt. Die Struktur ist gesund – von 18 bis weit über 80 Jahre alt sind die zusammen feiernden und gestaltenden aktiven Schützen.

Weitere wichtige Investitionsfelder betreffen quasi die “Daseinsvorsorge” des Vereins. Unter diese Rubrik fällt beispielsweise die Festweise an der Marfeldtraße, über die mit der Stadt Recklinghausen im Jahre 2004 ein langfristiger Pachtvertrag abgeschlossen worden ist, so dass lür viele Jahre der Austragungsort für die Schützenfeste gesichert ist. Zur Festwiese gehört auch ein Kinderspielplatz, der von den Schützen gepflegt wird. Im Jahre 2005 errichtete die Gilde, unterstützt mit Sponsorengeldern, eigenen Reserven und vor allem viel Eigenleistung einen neuen Schießstand. 

Mit dem Kirchenvorstand der Pfarrgemeinde Heilig Geist wurde die Nutzung des 1. Obergeschosses bzw. Dachbodens des Pfarrgebäudes / Jugendheims vertraglich fixiert.  So errichteten die Schützen einen Schießstand mit fünf Bahnen für das Luftgewehrschießen nebst Aufsichtsraum. Ferner wurden ein Gesellschaftsraum, der bis zu 50 Personen Platz bietet, und eine kleine Küche eingerichtet.

Im Jahre 2008 kam dem traditionell sehr guten Verhältnis des Schützen-und Heimatvereins zur Kirchengemeinde eine besondere Bedeutung zu. Die rückläufigen Gemeindemitlgiederzahlen und das Haushaltsstrategiekonzept des Bistums Münster führten dazu, dass die inzwischen fusionierte Kirchengemeinde St. Johannes-Suderwich-Essel die von ihr bewirtschaftete Pfarrheimfläche erheblich reduzieren mußte. Zur Disposition stand insbesondere das Jugendheim im Essel, also das von der  Gilde seit Jahrzehnten für Vereinsveranstaltungen und Versammlungen jeweils angemietete Bataillonslokal. Nach intensiven Verhandlungen mit der Kirche und der Ausarbeitung eines Konzeptes für die Finanzierung und den Betrieb der Immobilie, beschloss die Generalversammlung des Schützen- und Heimatvereins einstimmig die Übernahme des Objektes auf Erbpachtbasis, nachdem auch Pastor Jürgen Schäfer ein ausführliches , dafür sprechendes Plädoyer abgegeben hatte. 

Mit diesem Clou war allen Interessen gedient: Die Kirche sparte die Kosten für den sonst unvermeidlichen Rückbau des Jugendheims, der Schützen- und Heimatverein sicherte sich einen Veranstaltungsraum, für den es keine Alternative gegeben hätte, und auch den kirchlichen Einrichtungen steht das Haus weiterhin auf Mietbasis zur Verfügung. Die offizielle Übergabe des nun als “Dorfhaus Essel” firmierenden Hauses erfolgte am 13. Juni 2009 durch Pastor Jürgen Schäfer im Rahmen eines Festaktes, an dem neben Bürgermeister Wolfgang Pantförder zahlreiche Repräsentanten aller örtlichen sowie benachbarter Vereine, Verbände, Organisationen  und Parteien teilnahmen. 

Einen Wachwechsel gab es dann bei der Generalversammlung im Jahre 2013, als Theo Schürk nach 16 Jahren als Gildenvorsitzender zurücktrat. Ihm folgte Johannes Dörlemann, der zuvor bereits als stellvertretender Gildenvorsitzender fungierte. Im Jahr darauf beschloss die Generalversammlung den Austritt des Vereins aus dem Westfälischen Schützenbund, um auf der anderen Seite die schiesssportlichen Aktivitäten mit den befreundetetn Nachbargilden zu intensivieren.

Ela und Corona in den 2010er und 2020er Jahren

In der langen Reihe vieler unvergesslicher Schützenfeste nimmt das Jahr 2014 eine besondere Rolle ein. Nach tagelanger flirrender Hitze kam das Unglück namens Ela am Abend des Pfingstmontag, auf dem Thron war gerade das Essen beendet, über Essel. Der Himmel verfärbte sich gespenstisch lila-scharz als ein so noch nie erlebter Sturm über Westdeutschland hinwegfegte. Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 km/h sollten für das 1.250 qm große Schützenzelt zu verkraften sein, aber es kam viel schlimmer. Der Sturm bahnte sich seinen Weg durch Zeltöffnungen hindurch, griff unter die Dachflächen und hob die Stahlträger aus ihren Bodenhalterungen. Die Folge: Rund 2/3 der Zeltfläche lag innerhalb von Sekunden in Trümmern! In den letzten Minuten bis zu der Sekunde, als die ersten Lampen und Blumenampeln zu Boden gingen, wurde das Zelt evakuiert. Es war sehr knapp, aber gerade rechtzeitig!
Draußen bot sich ebenfalls ein Bild der Verwüstung. Große Marktplatzschirme flogen quer durch die Luft, unzählige grelle Blitze durchbrachen die plötzliche Finsternis und große Bäume knickten weg wie Streichhölzer. Da es für Rettungskräfte über die von Bäumen versperrten, überfluteten Straßen kein Durchkommen gab und auch die Telefonnetze zusammenbrachen, herrschte lange Ungewissheit, ob sich alle Besucher in Sicherheit bringen konnten. Angehörige und Freude, die in verschiedenen umliegenden Häusern wie der Kornbrennerei Dörlemann Unterschlupf fanden, suchten sich. Freiwillige robbten unter den Zeltplanen hindurch, um nach Verletzten zu schauen. Bandmitglieder retten sich sogar in den dann von einem Baum verserrten Toilettencontainer, andere flüchteten hinter die Esseler Kirche. Am frühen Morgen und am nächsten Tag dann die große Erleichterung: Abgesehen von einer Musikerin der Trachtenkapelle Häusern, die auf der Flucht umknickte, gab es keine Verletzten. Wahrlich ein Wunder, dass nicht Schlimmeres passiert ist. Ganz Essel dankt dem lieben Gott!
Eine ganz andere Herausforderung kam dann in den Jahren 2020 bis 2022 – wie auf alle Bereiche des öffentlichen Lebens – auf die Gilde zu: Die Corona-Pandemie sorgte für einen langen Stillstand. Monatelange Lockdowns bremsten das Vereinsleben komplett aus. So konnte auch das Schützenfest 2022 nicht stattfinden. Das Kaiserhaus mit Kaiser Frank I. Schürk, Königin Christiane I. Gläßer und ihrem Prinzgemahlenpaar Edgar Gläßer und Annika Schürk blieb einfach bis zum nächsten Schützenfest 2022 im Amt. Auch dieses Schützenfest sollte es wieder in sich haben: Der Nachholbefdarf, gerade auch bei vielen jungen Gästen, war offensichtilch groß, so dass das Zelt wie auch die Festwiese Samstag und Sonntag buchstäblich aus allen Nähten platzen.
Auch die spezielle Corona-Zeit hat die Gilde gut überstanden. So gelang es, auch ein sehr beachtliches Engagement für soziale und karitativer Zwecke beizubehalten. Zum Beispiel ging eine Spende in Höhe von insgesamt rd. EUR 5.000 in 2021 in den Kreis Bitburg-Prüm zur Unterstützung von Flutopfern und in 2022 spendete die Gilde insgesamt EUR 3.000 für Kinder in der Ukraine und in Nigeria sowie zur Unterstützung des Fördervereins der heimischen Grundschule in Essel.